Deshalb Ehrenamt
von Harald Friedrich, Josef Frank und Christian Schneider
7.5.2025

In der vorherigen Ausgabe von BayernDach kamen bereits vier Mitglieder des neuen Landesvorstands zu Wort. Die gleichen Fragen zu ihrer Motivation, zur Lage und den Perspektiven wurden auch den beiden weiteren Vorstandsmitgliedern gestellt.
Josef „Sepp“ Frank hat eine sehr ausführliche Begründung dafür, dass ehrenamtliches Engagement ihm besonders wichtig ist. Als langjähriger Obermeister der Dachdecker-Innung München-Oberbayern ist das Ehrenamt für ihn schließlich kein Neuland.
Das Ehrenamt begleitet Josef Frank schon sein Leben lang. Angefangen beim Engagement im örtlichen Skiclub in seiner Heimatgemeinde Mittenwald war er auch über 18 Jahre Aufsichtsratsmit- glied einer Genossenschaftsbank. „Das Ehrenamt prägt mich nun seit fast zwei Jahrzehnten als Obermeister der Dachdeckerinnung für München und Oberbayern“. Damit nicht genug. Seit über 21 Jahren ist Frank Vorstandsmitglied des LIV Bayern und seit 16 Jahren im ZVDH-Fachausschuss für Dachziegel und Dachsteine tätig – davon 15 Jahre als stellvertretender Vorsitzender und inzwischen seit mehr als einem Jahr in der Funktion des ersten Vorsitzenden.
Josef Frank ist ein echter „Überzeugungstäter“. So betont er, „dass das Ehrenamt weit mehr ist als eine gelebte Tradition – es ist ein essenzielles Element unserer Gesellschaft, das Verantwortung, Engagement und soziale Kohäsion fördert.“
Insbesondere im Handwerk sieht Frank im Ehrenamt eine unverzichtbare Säule für die Aus-, Fort- und Weiterbildung, um Wissen und Werte über Generationen hinweg weiterzutragen – vom Auszubildenden bis zur Unternehmensführung. Darüber hinaus bedeutet ehrenamtliches Wirken auch persönliche Entwicklung: Es eröffnet neue Perspektiven, vermittelt wertvolle Erfahrungen und hinter- lässt Spuren, die nicht nur das eigene Leben, sondern das gesamte Gemeinwohl bereichern.
Fit für die Zukunft will Josef Frank den Landesinnungsverband durch drei zentrale Themenbereiche machen: die Steigerung der Sichtbarkeit von Innungsbetrieben durch gezielte Lobbyarbeit, die Mitgliederakquise durch Förderung fachlicher Kompetenz und Qualitätsstandards sowie die Nachwuchsgewinnung und langfristige Fachkräftesicherung.
Nach seiner Meinung muss sich ein zukunftsfähiger Berufsverband im Handwerk durch eine digitale, serviceorientierte und innovative Ausrichtung auszeichnen. Strategische Maßnahmen müssen sowohl den Mitgliedsbetrieben als auch den Endverbrauchern einen signifikanten Mehrwert bieten. „Die Arbeit eines Innungsdachdeckers mit einem gesicherten, transparenten und innovativen Qualitätsstandard ist ein Wettbewerbsvorteil.“
Das Dachdeckerhandwerk fit für die Zukunft machen? Nach Franks Ansicht gehört dazu eine strategische Neuausrichtung mit einer modernen Verbandsstruktur. „Das Dachdeckerhandwerk kann seine Zukunft aktiv gestalten, indem es sich als innovative, nachhaltige und digitalisierte Branche etabliert.“ Erforderlich sei dafür ein Wandel – von der internen Betriebsführung bis hin zur öffentlichen Sichtbarkeit ihres Qualitätsstandards durch die Lobbyarbeit.
Für Christian Schneider ist das ehrenamtliche Engagement wichtig, weil er dadurch etwas bewegen und bei verschiedenen Themen mithelfen kann. Er bedauert, dass in unserer Gesellschaft immer weniger Menschen bereit sind, sich einzubringen, sei es im Dorfverein, im Kindergarten oder im Unternehmen. Deshalb möchte er ein Vorbild sein. „Ehrenamtliche Arbeit gibt mir das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun, und es wird nie langweilig.“
Fit für die Zukunft will Christian Schneider den LIV Bayern durch verschiedene Maßnahmen machen. Es gelte, neue Mitglieder zu gewinnen und bestehende Mitglieder langfristig zu binden. Gelingen soll das mit den richtigen Werkzeugen und Ressourcen – auch mit der Digitalisierung – die der Verband praktisch unterstützen muss und dabei Vorbild sein soll.
Auch das Weiterbildungsprogramm muss nach Schneiders Ansicht attraktiver und aktueller gestaltet werden, um den Mitgliedern stets das nötige Wissen zu vermitteln. Sein Wunsch: Dachdecker, Zimmerer, Heizung/Sanitär und Elektrotechnik sollten enger zusammenarbeiten.
Ein weiterer Schwerpunkt sieht Schneider in der Jugendarbeit: Nicht nur Nachwuchskräfte zu finden sei wichtig, sondern auch, junge Menschen in den Vorstand einzubinden. „Die Technikaffinität der Jugend ist heute ein echter Vorteil.“ Gleichzeitig sei aber die Erfahrung der älteren Generation unverzichtbar.
Angesichts des Klimawandels sollten darüber hinaus Umweltthemen stärker in den Fokus rücken, „um unsere Außenwirkung und das Vertrauen in unseren Verband zu stärken.“
Das „Fitnessprogramm“ für das Dachdeckerhandwerk sieht Christian Schneider in einer engeren Zusammenarbeit der Bundesverbände. Wichtig sei natürlich auch die Solarenergie, aber nicht die einzige Perspektive. „Wir müssen den Menschen klar machen, dass es wichtig ist, Häuser regelmäßig zu pflegen und zu erhalten, statt Geld nur für schnelle Konsumgüter auszugeben.“
Schneider fordert dazu dringend eine stärkere Unterstützung durch den ZVDH ein. Es sei wichtig, die Bürokratie zu reduzieren und ein zuverlässiges, digitales System zu schaffen, das den Alltag erleichtert. Dazu gehöre auch, die einfachere Gestaltung der Lohnabrechnung und die Zusammenarbeit mit der Gewerkschaft klarer und stärker zu machen.
„Wenn der Verband diese Schritte geht und sich klar für seine Mitglieder einsetzt, können wir das Dachdeckerhandwerk auch in Zukunft stark halten.“