Heiter ohne wolkig
von Harald Friedrich
2.9.2025
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Eigentlich hatten die Meteorologen in ihren weiteren Aussichten für das Wochenende des 117. Landesverbandstags „Heiter bis Wolkig“ prognostiziert. Doch es blieb durchweg heiter – vom Wetter bis zur Stimmung.
Mit einer kurzen und von ihm – wie gewohnt mit Augenzwinkern – garnierten Rede eröffnete Landesinnungsmeister Mario Kunzendorf den Begrüßungsabend.
Zu feiern gab es aber nicht nur den 117. Landesverbandstag in Neumarkt i. d. OPf. an diesem Freitag, den 4. Juli 2025, so sein Hinweis. Ein Feier-Tag war es auch für Dipl.-Kfm. Thorsten Meyerhöfer, den Geschäftsführer des Landesinnungsverbands Bayern. Neben den besten Geburtstagswünschen zum 45. freute er sich über Weißwein aus seiner Würzburger Heimat.
Nun doch etwas getrübt wurde die Stimmung durch die Nachricht, dass Andi Högn, Ausbilder am KPZ, am Vatertag unverschuldet einen schweren Verkehrsunfall hatte und wohl noch längere Zeit ausfällt. Um zu zeigen, dass alle Dachdecker Bayerns dennoch bei ihm sind, fotografierte Christian Schneider alle Verbandstags-Teilnehmer und druckte Sofortbilder aus. Diese konn- ten die Gäste dann in ein Fotoalbum zusammen mit den besten Genesungswünschen als Gruß an Andi Högn senden. Eine tolle Idee.
Zünftig fröhlich und kulinarisch deftig mit einem Grillbuffet feierten die rund 200 Gäste das Sehen und Wiedersehen ihrer Dachdecker-Familie bis in den späten Abend.
Fast auf die Minute pünktlich wurde am Samstag, 5. Juli, die Öffentliche Kundgebung im Veranstaltungshotel Park Inn by Radisson Neumarkt durch Mario Kunzendorf, Landesinnungsmeister und Obermeister der gastgebenden Innung Oberpfalz und Kreis Kelheim, gestartet. Das Hotel bot die hervorragende Möglichkeit, alle Veranstaltungen ohne Bustransfers im Hause durchzuführen.
Kunzendorf begrüßte zunächst die zahlreichen Gäste aus der Berufsorganisation, von SOKA-DACH und BG BAU, sowie von Handel und Industrie, die als Sponsoren diesen Verbandstag unterstützten. Danach ging er in gewohnt launiger Art auf die überbordende Bürokratie in Deutschland ein. Sein Rat für die Novellierung der Gewerbeabfallverordnung: „Schmeißt sie doch einfach weg“. Als Beispiel für die teilweise absurden Vorgaben führte er die Praxis-Checks an. Hier dürften laut Anweisung auch gerne erfundene Zahlen ins entsprechende Formular eingetragen werden.
Die Grußworte der Stadt Neumarkt i. d. OPf. überbrachte die Zweite Bürgermeisterin Gertrud Heßlinger (SPD). Besonders gefreut hatte sie sich über die Formulierung der Einladung, dass „Neumarkt nicht ganz klein, aber ganz fein“ sei. Heßlinger betonte die Bedeutung des Handwerks. „Das Handwerk ist das Rückgrat einer funktionierenden Stadt“. Der Landkreis erfreut sich großer Beliebtheit als Standort für das Gewerbe – allen voran der weltweit agierende Baukonzern Max Bögl, ein Familienbetrieb, der bis heute seine Steuern hier in Deutschland zahlt. Besonders auch das Dachdeckerhandwerk leiste entscheidende Beiträge für eine bessere Klimabilanz, so das Lob der ehrenamtlichen Bürgermeisterin.
Dirk Bollwerk, Präsident des ZVDH, begann seinen Bericht über Neues aus dem Verbandsgeschehen mit dem Hinweis, dass es in Berlin oft schon als Erfolg gewertet werden könne, wenn Schlimmeres verhindert wird.
Tatsächlich erfreulich sei aber die Gründung einer Taskforce zusammen mit dem Elektro-, SHK- und Kaminkehrerhandwerk für den Klimaschutz und eine bessere Sichtbarkeit als Klimagewerke.
Bollwerk berichtete von ersten Gesprächen mit der neuen Bauministerin Verena Hubertz und der doch etwas vergeblichen Hoffnung, dass künftig in diesem Ministerium mehr Fachkompetenz zuhause sei. Fragwürdig sei für ihn eine neue Denkrichtung: Man müsse nur doppelt so schnell bauen, dann würde alles halb so teuer, laute die abenteuerliche Rechnung.
Schwerpunkte setzt der ZVDH nach Bollwerks Aussage im Bereich der Nachwuchswerbung. Mit finanzieller Unterstützung der SOKA-DACH werde man künftig die Kids dort abholen, wo sie zuhause sind: am Smartphone. Hierzu seien neue Konzepte im Entstehen, unter anderem eine neue digitale Ausbildungsplattform finanziert aus Mitteln der Berufsbildung.
In diesem Zusammenhang erinnerte Bollwerk an den Ausbildungsknigge des ZVDH, der für Auszubildende wie Betriebe gleichermaßen zu empfehlen sei.
„Kein anderes Gewerk hat ein vergleichbares Fachregelwerk wie wir Dachdecker“, so Dirk Bollwerk. Dieses Fachregelwerk gäbe es nicht ohne die Innungsbetriebe.
Zum Schluss gab Bollwerk noch eine Ausblick auf die nahe Zukunft: Ein neues Institut für Fach- und Fassadentechnik sei in der Gründungsphase. Zweck dieses Instituts sei es, neue Produkte gemeinsam mit der Industrie zu erforschen, auch um ihnen den Weg zu den anerkannten Regeln der Technik zu ebnen, der sonst erst im jahrelangen praktischen Einsatz möglich sei.
Mit seinem durchaus mit Kritik an den Regierenden gespickten Vortrag sorgte Prof. Dr. Dr. Dr. h. c. Franz Josef Radermacher für viele Diskussionen im Laufe des Verbandstags. Der promovierte Mathematiker, Wirtschaftswissenschaftler und IT-Experte gilt als einer der geistigen Väter der Global Marshall Plan Initiative und der ihr zugrunde liegenden Zielvorstellung einer weltweiten Ökosozialen Marktwirtschaft.
„Sondervermögen sind Sonderschulden“, so Radermachers deutlicher Hinweis auf die aktuelle Regierung. Ihr und den Vorregierungen warf Professor Radermacher eine absurde Klimapolitik vor, die er als „Klimagefängnis und Klimanationalismus“ titulierte. Es sei absurd, in Deutschland für die Vermeidung von einer einzigen Tonne CO2 bis zu 2.000 € zu investieren, während der gleiche Effekt im globalen Süden für 50 € zu erzielen sei. So z. B. durch Aufforstungen.
„Während wir ein Vermögen für den Klimaschutz investieren, ohne damit nennenswerte Auswirkungen auf die Klimaverbesserung zu erzielen, dürfen 143 Entwicklungs- und Schwellenländer noch mehr CO2 produzieren“, warnte Radermacher.
Dabei könnten wir unsere Probleme mit weniger Geld im Süden der Erdhalbkugel effektiver lösen.
Bei der Weltklimakonferenz in Baku in Aserbaidschan sei den Teilnehmern vor Augen geführt worden, dass die Entwicklungsländer 1.300 Mrd. € jährlich für den Klimaschutz benötigten. Die gleiche Zahl hatte Radermacher schon Jahre zuvor errechnet und sei dafür ausgelacht worden mit dem Argument, das sei ja gar nicht finanzierbar.
Das „Klimagefängnis“ in Deutschland sei bewusst so angelegt, dass die Bürger immer mehr für einen zweifelhaften Klimaschutz aufbringen müssten, aus dem dann einige Wenige einen unermesslichen Profit schlagen würden. Ihr Ziel sei eine Verarmung für die eigene Bereicherung.
Im weiteren Verlauf seines Referats ging Franz Josef Radermacher auch auf das Thema Künstliche Intelligenz ein. Nach seiner Ansicht sei KI ein riesiger Jobvernichter, von dem allerdings bis auf Weiteres das Handwerk (noch) verschont bliebe, denn das Handwerk sei echte Realökonomie.
Nicht gerade rosig sieht der Wissenaftler die Zukunft. „Wir haben noch viele Kriege vor uns, weil reiche Länder den Ärmeren verbieten, CO2 zu vermeiden und sie nicht entsprechend unterstützen und fördern“. Daher sein eindringlicher Schlussappell: „Motivieren Sie alle Jungen zur Leistung und reißen Sie alle Brandmauern ein.“ Nur so könne der Weg aus dem Klimanationalismus und dem Klimagefängnis gelingen.
Nach einem Mittagsimbiss teilten sich die Verbandstags-Gäste in die Gruppen für ihre Rahmenprogramme auf.
Nur 300 m „Anreise“ hatten die Teilnehmer für die Rundflüge mit Motorseglern bzw. Ultraleicht-Fliegern. Nach Angaben des Flugplatzleiters ist der seit 60 Jahren bestehende Flugplatz Europas stadtnahester Airport.
Die teilweise böigen Seitenwinde machten den Rundflug über Neumarkt bei Start und Landung zu einem beeindruckenden Erlebnis, da die meisten „Passagiere“ das Fliegen bisher nur mit großen Urlaubsjets kennengelernt hatten.
Ebenfalls hoch hinaus ging es für die Klettersport-Begeisterten in der DAV-Kletterhalle in Neumarkt. Höhenangst gibt es ja bekanntlich nicht bei Dachdeckern. Auch die Jüngsten durften hier unter fachkundiger Anleitung mal zeigen, welche bisher vielleicht unentdeckten Talente in den Kletterschuhen stecken.
Etwas weniger sportlich, aber dafür umso mehr kulinarisch, ging es bei der dritten Gruppe zu. Sie hatten die Führung durch das Metzger- und Weißwurstmuseum der Stadt gewählt. Norbert Wittmann, der Inhaber des Museums, Metzgermeister, Buchautor und Vater der ersten bayerischen Weißwurstkönigin Nadja Wittmann, klärte nicht nur über die Fleischereierzeugnisse, sondern auch über den Bürokratie-Wahnsinn bei der Wurstherstellung auf. Komplettiert wurde das Rahmenprogramm mit einem kühlen Schluck bei dem Besuch des Museums der Glossner-Bräu.
Nach kurzer Verschnaufpause für alle Teilnehmer im Hotel wurde der große Festabend mit einem Sektempfang eröffnet. Nach dem Buffet durfte zur Oldie-Musik der bayrischen Band „Gaudinudeln“ das Tanzbein bewegt werden. Zusätzlich verzauberte ein Magier an den Tischen die Gäste mit verblüffenden Seiltricks.
Einen „Zwischenstopp“ legte Landesinnungsmeister und Obermeister Mario Kunzendorf ein mit der Preisverleihung des Preißinger-Preises an Andreas Mertl und Matthias Aßmann für ihre Organisation und Durchführung der aufmerksamkeitsstarken Nachwuchswerbung auf der Internationalen Handwerksmesse IHM 2025 in München (s. a. Bericht in dieser Ausgabe).
Die besten Wünsche und als Dankeschön einen großen Präsentkorb gab es für Kerstin Fruhstorfer von der LIV-Geschäftsstelle in München, die seit zehn Jahren im Team ist.
Auch Christian Schneider konnte sich über einen Präsentkorb als Dank für die Foto-Aktion für Andi Högn freuen.
Und wie in jedem Jahr dankte der Landesinnungsmeister im Namen aller Gäste dem ausrichtenden Team, diesmal der Innung Oberpfalz und Kreis Kelheim, für die Organisation und perfekte Ausrichtung des Verbandstags 2025.
Während am Sonntagvormittag die Delegierten- und Mitgliederversammlungen stattfanden, konnten die weiteren Gäste noch einmal ausführlich Neumarkt i. d. OPf. bei einer Stadtführung kennenlernen. Hier wurde durch mehrere Spielszenen die lange Vergangenheit zu neuen Leben erweckt. So heiter wie das Wetter ging der Landesverbandstag 2025 zu Ende.
Die Maßstäbe sind also hoch gesetzt für den Landesverbandstag 2026, den die Kolleginnen und Kollegen der Innung für Mittelfranken am Großen Brombachsee vorbereiten. Wiedersehen macht Freude.
Weitere Bilder
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