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"Nie wieder hohe Stromkosten" - aber dafür hohe Reperaturkosten

von Harald Friedrich

2.9.2025

Das Enpal-Versprechen klingt gut: „Nie wieder hohe Stromkosten“. Dass dafür aber die Folgekosten für die Reparatur von Pfusch enorm hoch sein können, haben zwei Enpal-Kunden in Oberfranken erfahren müssen.

Johannes Hannweber, Inhaber der Dachdeckerei Hannweber und Mitglied der Innung Kronach/Lichtenfels, ist nahezu sprachlos. Das Dach eines Enpal-Kunden, nicht weit von Kronach entfernt, macht genau das, was es nicht sollte: Es lässt Wasser ohne Ende hinein. Doch der Reihe nach.

Im Rundschreiben RS 25023 wies der LIV Bayern seine Mitglieder auf Fernsehberichte des BR über Pfusch mit Solaranlagen hin.

Johannes Hannweber reagierte auf dieses Rundschreiben und schilderte zwei Fälle von unglaublichem Pfusch – made by Enpal bzw. dessen beauf- tragten Montage-Teams.

Im ersten Fall berichtet Hannweber von einem Haus, das mit der Harzer Pfanne F+ von Braas eingedeckt war. Ein dichtes Dach war hier vorhanden – jedenfalls so lange, bis das Team von Enpal ans Werk ging.

Zitat aus der Enpal-Website: „Jedes Haus und jeder Kunde haben individuelle Anforderungen. Daher entwickeln wir maßgeschneiderte Energielösungen, die exakt auf Ihre Bedürfnisse abgestimmt sind.“ Klingt so, als wäre für Enpal jedes Dach ein Unikat, auf dem individuelle Lösungen geplant und realisiert werden.

Auch die Montage der vorgeschlagenen Lösung sollte eigentlich kein Problem darstellen, glaubt man dem Enpal-Versprechen im Internet: „Ob Photovoltaikanlage oder Wärmepumpe – unsere firmeneigenen, geschulten Handwerker-Teams sorgen in der Regel für eine Installation innerhalb weniger Tage.“

Das mit den wenigen Tagen mag ja stimmen. Doch bei der Schulung scheinen einige Teams oder deren Mitarbeiter gefehlt zu haben.

Als Standard-Lösung für die Befestigung der Module griffen die Enpal-Handwerker auf „08-15-Halter“ zurück. Und das, obwohl schon eine einfache Google-Suchanfrage vor genau solchen Standard-Halterlösungen warnt. Jeder Klick ein Treffer. Da wird von  Haltern berichtet, die durch ihre direkte Auflage auf dem Ziegel diesen zerstören anstatt die Module zu halten. Einige Klicks weiter sind die passenden Halter für den Braas-Großformatziegel zu finden: als montagefertige Modulstütze. „Braas bietet mit der Modulstütze die fachgerechte und sichere Lösung, um eine Solaranlage mit geringem Aufwand auf der Dachfläche zu befestigen,“ so der Original Braas-Wortlaut. Das ausführende Enpal-Team aber setzte auf eigene Lösungen. Und das trotz des Hinweises des Bauherren auf die Eindeckung mit den großformatigen Braas-Ziegeln.

Ergebnis der „professionellen Montage“ war ein Dach, das schon kurze Zeit später völlig durchnässt war. Für Johannes Hannweber unfassbar, was für ein Bild sich ihm hier bot. Und das bei einer PV-Anlage, die nun mal Strom produziert und deren Leitungen daher auch Strom führen.

Gemeinsam mit Braas erarbeitete er das Sanierungskonzept mit den geeigneten Modulhaltern, um den verzweifelten Enpal-Kunden zu helfen. Nach der Sanierung des Unterdachs wartet der Kunde bis heute auf die Neumontage der Module durch Enpal, um endlich Strom produzieren zu können. Gesamtschaden bisher für die Hausbesitzer: Rund 15.000 €. Die Geschädigten sind verzweifelt: „Unser Leidensweg mit der Firma Enpal nimmt kein Ende.“ Um nicht noch einen neuen Leidensweg zu eröffnen, planen die Hausbesitzer die nächste Solaranlage – diesmal auf der Garage – auf jeden Fall nicht mehr mit Enpal, so Johannes Hannweber.

Gerne wird bei Enpal immer wieder von „Einzelfällen“ gesprochen, wenn man gezielt nach Erfahrungen im Netz sucht. Das bescheinigen sogar Ver- braucherschützer diesem rasant gewachsenen Startup. Das Problem des rasanten Wachstums scheinen jedoch einzelne Montage-Teams zu sein: Wer Glück hat, kann sich über eine fachlich korrekte PV-Anlagenmontage von Enpal freuen. Wer allerdings nicht zu den Glücklichen zählt, zahlt erst mal drauf.

Ein weiteres Einzelfall-Beispiel kennt Johannes Hannweber nicht weit vom Ort des ersten beschriebenen PV-Grauens entfernt. Das deutet tatsächlich auf regional arbeitende Montage-Teams hin, die manchmal nicht so perfekt arbeiten wie versprochen. So meldete sich ein weiterer Enpal-Geschädigter bei Hannweber. Hier wurde bei der Mon- tage der PV-Module auf zwei Dachseiten die Unterspannbahn perforiert. „Nur in den Bereichen, die von den Monteuren betreten wurden, zeigte sich diese Durchlöcherung,“ bestätigt Hannweber.

Wie wahr ist die Enpal-Werbung: „Erleben Sie den Unterschied“. Die beiden Kunden von Hannweber hatten dieses Erlebnis – oder vielleicht einfach nur das Pech, an die falschen Teams geraten zu sein? 

Weitere Bilder

Was bei den Enpal-Monteuren nicht gepasst hat, wurde einfach "passend" gemacht.
Was bei den Enpal-Monteuren nicht gepasst hat, wurde einfach "passend" gemacht.
Mit dem Trennschleifer statt mit Verstand haben die "Enpal-Fachmonteure" die Braas-Pfannen passend zugeschnitten.
Mit dem Trennschleifer statt mit Verstand haben die "Enpal-Fachmonteure" die Braas-Pfannen passend zugeschnitten.